Schon mal einen leibhaftigen Engel gesehen? Gibt´s nicht? Doch, die gibt es! Und zuweilen nehmen sie die Gestalt einer Bibliothekarin an und erscheinen dabei ganz unterschiedlichen Personen. Doch wie es bei Engeln nun mal so ist, weiß man nie, wann und wo man ihnen begegnet.

Da kommt es einem wunderbaren Wunder gleich, einem dieser scheinbar aus dem Himmel direkt in die Bibliothek entsandten Engel – wir nennen ihn der Einfachheit halber Emma – einmal länger über die Schulter schauen zu können. Und der Engelalltag ist weiß Gott kein leichter.

Gleich am Morgen die erste Hiobsbotschaft. Die sonst omnipräsente Ida kann ihre Infoschicht nicht antreten. Wie gut, dass sich Emma als engelhafte Retterin in der Not sofort dazu bereit erklärt, für Ida einzuspringen, obwohl sie zeitgleich auch noch an der Ausleihtheke im Einsatz ist. Alles kein Problem, denn so wurde Emma, und voneinander unabhängige Quellen können das bestätigen, bereits des Öfteren an zwei Orten gleichzeitig gesehen. Wie sie das macht? Engelsgeheimnis ;)

Ist sie auch stets um ein engelsgleiches Äußeres bemüht, so schmücken sie am meisten ihr gewinnendes Lächeln und ihre leuchtenden, wachen Augen. Davon können sowohl ihre KollegInnen als auch ganz besonders die BibliotheksbenutzerInnen ein Lied singen. Und funktioniert die nonverbale Kommunikation einmal nicht auf Anhieb, so schreckt Emma auch nicht davor zurück, sich rudimentäre Suomi-Kenntnisse anzueignen. Nicht nur dreht sie damit die babylonische Sprachverwirrung etwas zurück, sondern auch den Wohlfühlfaktor des von ihr mit Literatur versorgten finnischen Austauschstudenten in der Unibib nach oben.

Neben den sprachlichen weiß Emma auch um die vermeintlichen und/oder realen weiteren Hürden, die ihre Mitmenschen überwinden wollen und denen sie sich als Helferin zu erkennen gibt. Gerade noch zwecks eines Bibliotheksausweises in ihrem Büro verlassen zwei italienische Studentinnen selbiges obendrein mit der Zusage, sich zwei ihrer Kleider für eine anstehende Feier ausleihen zu können. Engelehrenwort ist Engelehrenwort und so findet tags darauf auch schon die Anprobe statt. Ihrem geschulten Engelsblick entgehen auch nicht die großen und kleinen Probleme ihrer KollegInnen. Und sei es auch nur ein Stapel Kisten, der von A nach B gehievt werden muss, Emmas helfende Hand begleitet von einem frohgemuten „Komm, lass dir helfen“ ist gewiss.

Beim nächsten Bibliotheksbesuch also aufmerksam sein, denn es könnte sein, dass Du einem Engel über den Weg läufst – und das nicht nur während der Weihnachtszeit! Oder kommt Dir beim Anblick dieser Engelsschwingen Dein ganz persönlicher Bibliotheksengel vielleicht schon in Erinnerung?