Bibliotheken und Archäologie – Teil 3: One civilization's trash is an archaeologist's dream
| 13. Juni 2020 | Bibliotheken | International, Lesestoff, Bibliotheken und Archäologie
Ja, wir alle wissen, Bücher gehören nicht auf den Müll. Doch bisweilen ist das Exemplar, das auf dem Müll gelandet ist, das einzige, das dem Zahn der Zeit widerstanden hat.
Die einen oder anderen werden vielleicht schon von einem Ort namens Oxyrhynchos in Mittelägypten gehört haben, benannt nach dem dort verehrten spitzschnäuzigen Nilfisch. In der späten Antike war Oxyrhynchos Provinzhauptstadt, Handelszentrum und Bischofssitz. Das bedeutet natürlich jede Menge Verwaltungsangelegenheiten und Papier(us). Dementsprechend wurden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in den Müllbergen der antiken Stadt viele Grabungen durchgeführt und v.a. eine gewaltige Menge Papyri gefunden, darunter Urkunden, Listen, Rechnungen sowie Werke der antiken (auch christlichen) Literatur, die z.T. sonst nicht überliefert wurden, vieles allerdings nur in Form von Fragmenten. Das ist ein wahrer Schatz für Generationen von Archäolog*innen, Papyrolog*innen, Historiker*innen, Theolog*innen und vielen weiteren Wissenschaftler*innen.
Was hat das jetzt mit Bibliotheken zu tun? Gehört sowas nicht in ein Museum? Das stimmt zum Teil, aber einige namhafte Bibliotheken wie etwa die Bodleian Library und die Sackler Library in Oxford sind die Aufbewahrungsorte vieler dieser Papyri geworden. Wir ahnen, wer da hauptsächlich in Oxyrhynchos gegraben hat. Was hingegen bei uns hier in Deutschland in den Bibliotheken gelandet ist, ist immerhin die gesamte Forschungsliteratur, die infolge der Grabungen entstanden ist, in der Archäologie, den Altertums- und Geschichtswissenschaften sowie der Theologie.
Ob sich wohl jemand in 2.000 Jahren genauso intensiv mit unseren Rechnungen auseinandersetzen wird?
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